«Menschen unterschätzen oft die Wirkung von Prävention»

Die Fitnessbranche wird mit einer Gesellschaft, die immer älter wird, immer bedeutender. Denn Prävention ist unerlässlich, um die zusätzliche Lebenszeit gut und möglichst selbstbestimmt über die Runden zu bringen. Michael Antonopoulos, CEO Kieser Training AG, gibt Einblick in die Branche und spricht über ihre Herausforderungen aber auch ihr Zukunftspotenzial.

(Bild: Kieser Training AG; Fotograf: Paolo Dutto) Michael Antonopoulos: «Wir verstehen uns nicht als klassisches Fitness-Studio, sondern grenzen uns bewusst davon ab, da wir gesundheitsorientiertes Kraft-Training anbieten.»

Kieser existiert seit 1967. Wie hat sich die Branche in der langen Zeit entwickelt?
Michael Antonopoulos: Heute sind die Menschen im Vergleich zu früher auf der einen Seite körperbewusster geworden – nicht zuletzt durch Selbst-Inszenierungen auf Social Media – und auf der anderen Seite haben die Themen Gesundheit, Kraft haben und Beweglichkeit eine neue Dimension erreicht, die es in diesem Umfang vor rund 60 Jahren sicher noch nicht gab. Der Wunsch nach einer hohen Lebensqualität durch einen gesunden Körper ist übergreifend spürbar.

Wer besucht heute ein Fitnesszentrum, respektive wer sind Ihre Kundinnen und Kunden?
Wir verstehen uns nicht als klassisches Fitness-Studio, sondern grenzen uns bewusst davon ab, da wir gesundheitsorientiertes Kraft-Training anbieten. Unsere Mitglieder haben meist ein Problem am Bewegungsapparat, das sie zu uns führt und welches wir lösen. Unter anderem nutzen wir hierfür eigens konzipierte und produzierte Maschinen und können damit gezielter agieren. Insbesondere aber entscheiden sich unsere Mitglieder für uns, da sie hier eine kompetente Trainings-Begleitung erhalten. Stichwort Sicherheit. Gerade bei Vorbelastungen oder auch in höherem Alter ist dies essenziell.

Wie hoch ist der Anteil der älteren Kundinnen und Kunden und was genau trainieren sie?
Der Anteil älterer Mitglieder ist bei uns hoch und liegt im Durchschnitt bei rund 50 Jahren. Wir erleben tagtäglich, dass Menschen die Wirkung von Prävention unterschätzen und erst zu uns kommen, wenn sie schon Schmerzen und Probleme haben und merken, dass sie dringend etwas tun müssen. Individuell auf ihr Ziel und Krankheitsbild ausgerichtet, erhalten unsere Kundinnen und Kunden ihren Trainings-Plan, welcher bei einer vorab stattfindenden ärztlichen Untersuchung passgenau erstellt wird. Die meisten Mitglieder trainieren ihre Tiefen-Rückenmuskulatur, den Nacken sowie ihre Schultern aber auch Sprunggelenke und Beinmuskulatur.

Welche Bedeutung hat die Fitnessbranche im Hinblick auf die Alterung der Gesellschaft?
Das Thema Longevity – also ein längeres und gesünderes Leben zu leben – wird immer bedeutungsvoller in der Gesellschaft und man hört es öfter, dass sich Menschen und Medien damit beschäftigen. Wir alle werden immer älter, was schön ist. Aber genau deshalb müssen wir uns darum kümmern, diese zusätzliche Lebenszeit auch gut und in Selbstbestimmung verbringen zu können. Mit Kieser bedienen wir dieses Ziel schon seit Jahren und sind sehr genau darauf ausgerichtet.

Die Pandemie hat der Branche arg zu schaffen gemacht. Ist dieser Einbruch jetzt wieder überwunden, respektive aufgeholt?
Die Schliessungen in der Pandemie haben alle stark getroffen. Im Vergleich zu regulären Fitness-Studios hatten wir zwischendurch immer wieder Gelegenheiten zu öffnen, um unsere Kundinnen und Kunden aufgrund von ärztlichen Verordnungen trainieren lassen zu dürfen. Im Gegenzug dazu sind unsere Mitglieder aber im Durchschnitt älter und waren somit sorgenvoller, nach Öffnungen wieder in ihren Alltag und zu uns zum Trainieren zurückzukehren. Wir erholen uns daher in den letzten Zügen noch immer von dieser Zeit und erreichen bald wieder das Vor-Corona-Niveau.

Was braucht es, um in der Branche wettbewerbsfähig zu bleiben?
Unterschiedliche Konzepte sind für verschiedene Zielgruppen sehr wichtig. Wir z.B. sind spitz gesundheitsorientiert positioniert, setzen stark auf Qualität und sind mutig gegen den Strom zu schwimmen mit unserem aufgeräumten Bauhaus-Design, klaren Formen, und der bewussten Stille. Gerade jetzt, wo es viele Bestrebungen gibt, personalloses Training zu ermöglichen, wählen wir gezielt den umgekehrten Weg in Form der persönlichen, engmaschigen und fachlich kompetenten Trainings-Begleitung unserer Mitglieder. Indem wir nun Nährstoffberatung – und in einigen Studios auch Herz-Kreislauf Training – anbieten, haben wir unser Ursprungs-Konzept vertieft, und können unsere Mitglieder somit noch langfristiger und umfassender bei ihren Zielen unterstützen.

Wie sehen die langfristigen Ziele und Wachstumsfelder respektive Märkte von Kieser national wie auch international aus?
Im In- und Ausland konzentrieren wir uns derzeit primär darauf, über unser Franchise-System zu wachsen. Aktuell eröffnen wir in Australien ein Studio nach dem anderen und werden uns in den kommenden fünf Jahren verdoppelt haben. Aber auch mit unserem neu gestarteten Geschäftsmodell der eigens betriebenen und in die Studios integrierten Kieser Physiotherapie-Praxen verfolgen wir klar das Ziel, weiter zu expandieren.

Was kann die Branche in Zukunft erwarten?
Meiner Ansicht nach werden die Mitgliederzahlen der Branche in den kommenden Jahren überproportional stark wachsen. Begründet liegt dies darin, dass die Aufmerksamkeit der Gesellschaft – unter anderem aufgrund der Überalterung – noch spürbarer auf den Themen Prävention und Gesundheit liegen wird. In der Zukunft, die meiner Erfahrung nach in Anfängen schon jetzt begonnen hat, wird zudem auch der Spagat zwischen persönlicher Betreuung und Digitalisierung eine grosse Herausforderung werden, da es immer schwerer werden wird, passendes Personal zu finden.

Interview: Corinne Remund

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